Workshop 6
Workshop: Zwei Jahre Krieg zwischen Israel und der Hamas – eine Bestandsaufnahme
Der terroristische Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der sich anschließende Krieg im Gazastreifen hat in Deutschland Spuren hinterlassen. Auch wenn sich mit dem vereinbarten Waffenstillstand und der Freilassung der verbliebenen Geiseln eine „erschöpfte Erleichterung“ einstellte, wie Prof. Mathias Rohe formulierte, bedarf es zum Frieden noch erheblicher Anstrengungen.
In dem Workshop, zu dem die Forschungsstelle für religiöse Vielfalt am 16. Oktober 2025 Akteure im interreligiösen Dialog sowie Vertreterinnen und Vertreter städtischer Einrichtungen eingeladen hatte, ging es zum einen darum, einen Blick auf die Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre zu werfen. Zum anderen wurden schlaglichtartig die gegenwärtige Lage in der deutschen Gesellschaft, im Nahen Osten und dem interreligiösen Dialog beleuchtet.

Foto: FAU/Weniger
Prof. Mathias Rohe eröffnete die Veranstaltung mit einem Vortrag über die Entwicklungen in der deutschen Gesellschaft und stellte die Frage, was wir aus dem Umgang mit dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas lernen können. Er plädierte dafür, entstandene Polarisierungen zu beenden und Zwischentönen mehr Gewicht zu geben. Menschenrechtsorientierte Akteure in Israel wie in Palästina sollten unterstützt und in ihrer Funktion als Brückenbauer gestärkt werden. Dr. Ghassan El Masri sprach sich in seinem anschließenden Vortrag dafür aus, die Hoffnung nicht aufzugeben, sie aber auf ein realistisches Fundament zu stellen. Was eine Lösung des Konflikts so schwierig mache, sei der Umstand, dass hier „zwei geopolitische zivilisatorische Projekte“ aufeinanderstoßen, die in der Religion verankert sind: die Achse des Widerstands auf der einen und das Bündnis von USA und Israel auf der anderen Seite. Zudem sei „Palästina“ von einem nationalen Projekt zu einem Objekt der globalen Linke geworden, das sich von der Situation und den Erfordernissen vor Ort weitgehend entkoppelt hat.
Am Nachmittag widmete sich die Gruppe im Speziellen der derzeitigen Lage des interreligiösen Dialogs. Dr. Katja Thörner wies anhand von zwei der derzeit berühmtesten palästinensischen Befreiungstheologen, Munther Isaac und Mitri Raheb, auf einen Widerstreit innerhalb der christlich-theologischen Auseinandersetzung mit Israel hin. Anschließend schilderten Dr. Axel Töllner in seiner Funktion des Beauftragten für den christlich-jüdischen Dialog und Mirjam Elsel als Beauftragte für den interreligiösen Dialog der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ihre Beobachtungen innerhalb der letzten beiden Jahre und formulierten Gedanken zur Zukunft des interreligiösen Dialogs. Viele Beziehungen haben sich als belastbar erwiesen, an anderen Orten in Bayern seien die Polarisierungen weiter spürbar. Derzeit sei viel Begegnungsarbeit wichtig, um verlorenes Vertrauen wiederaufzubauen.
Der Workshop bildete den vorläufigen Abschluss der Reihe „Im Dialog bleiben, trotz Konflikt“. Für das Jahr 2026 sind weitere Veranstaltungsformate mit einem erweiterten thematischen Spektrum in Vorbereitung.
Prof.Dr. Mathias Rohe: Entwicklungen in Deutschland (Videomitschnitt)
Dr. Ghassan El Masri: Überblick über die Situation im Nahen Osten (Videomitschnitt)
